Die Dorfgeschichte von Gaudernbach
Die Frage nach der ersten Besiedelung in unserer Gegend ergibt, dass die am Rande des Limburger Beckens gelegenen Orte, die ältesten Siedlungen sind. Steeden z.B. ist seit der ältesten Steinzeit besiedelt worden. Die Hügelgräber an der Kreisstraße nach Wirbelau beweisen, dass auch hier vor längerer Zeit Menschen gelebt haben. Wann sich die ersten Menschen in dieser geschützten Talsenke am Dernbach angesiedelt haben, ist nicht bekannt. Es lassen sich die Orte mit einem Zusatz wie z.B. -kirchen, -hausen, oder -berg nach einer Besiedelungszeit bestimmen. Bereits im 6. Jahrhundert treten die ersten Namen mit dem Zusatz -bach auf. Doch können aus den -bach Orten wegen ihres Auftretens zu allen Zeiten und der ungleichmäßigen Bedeutung der dazugehörigen Siedlungen keine sicheren Schlüsse zur Geschichte der Orte gezogen werden. Im Jahr 1325 wird Gaudernbach zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Allerdings hieß es damals noch „Gauderinbach“ und hat im Laufe der Zeit eine Namensänderung über „Derenbach“ (1395), „Dermbach“ (1591), „Gawendembach“ (1616), „Gawdernbach“ (1640), „Gadernbach“ (1661), bis zu unserem heutigen „Gaudernbach“ durchlaufen. Der Ortsname Dernbach, der sich einer sicheren Deutung bisher entzogen hat, kommt ringsum mehrfach vor. Deshalb hat man schon früh diese gleichnamigen Orte durch Zusätze wie etwa Langen-, Wald- und Gau- unterschieden. Die Unterscheidung nach der Lage im Gau, dem bebauten Land im Gegensatz zum Wald, im Sinne von geschlossener, unwirtlicher Wildnis, ist besonders links des Rheins verbreitet, wo die Nahe die Waldorte im Hunsrück von den Gauorten in Rheinhessen scheidet. So hat man sicher zu Recht vermutet, dass die Wormser Kanzlei, der dieses Unterscheidungspaar geläufig war, diese Zusätze vor 1325 auf die nassauischen Orte Gaudembach und Waldernbach übertragen hat. Vom Bischof von Worms war nämlich Graf Johann von Nassau-Hadamar 1355 und 1356 mit Höfen zu Gaudernbach und Waldernbach belehnt, die zum Hof zu Dietkirchen gehörten. Zu diesem grundherrlichen Besitz des Bistums Worms gehörten nach Nachrichten der Zeit um 1395 auch der Kirchsatz zu Schupbach und die Zehnten in allen Orten des Kirchspiels Schupbach. All dieser Besitz war wohl Ende des 10. Jahrhunderts mit der Stiftskirche von Weilburg aus Hand der Könige an die Wormser Bischöfe gekommen. Im Pfarrsprengel von Schupbach entstanden schon früh einige Kapellen. In vollem Licht 1302 die Kapelle zu Eschenau, bei der sich zeitweise eine kleine Niederlassung des Johanniterordens ansiedelte. Vorher schon besaß Gaudernbach eine eigene Kapelle, deren quadratischer Chor mit spitzbögigem Kreuzgewölbe etwa in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts anzusetzen ist. Angefügt ist ein kleines gotisches Schiff mit Haubendachreiter. Die Flachdecke mit Unterzug auf spätgotischer Mittelstütze und die schlichte Nordempore des 16. Jahrhunderts zeigen, dass viele Generationen an dem schlichten Gotteshaus unseres Dorfes gebaut haben. Nach der Beschreibung der Kirche und Pfarrei von Schupbach von 1769 war die Kapelle dem heiligen Petrus geweiht. Dies ging aus einer alten Urkunde hervor, die damals noch in den Händen des Baumeisters der Kapelle war. In dieser Urkunde waren der Kapelle Einkünfte in Eisenbach bei Wirbelau verschrieben, das damals, also 1511 anscheinend bereits wüst lag. Dem heiligen Petrus war auch der Dom zu Worms geweiht, so dass der
Bau der Kapelle sicher in einer Zeit anzusetzen ist, in der Worms hier noch ungestört über seine grundherrlichen Rechte verfügte. Um die Kapelle lag 1769 der Friedhof, auf dem man wohl schon im Mittelalter die Toten begrub. Auch die Trauungen wurden 1769 in der Kapelle vollzogen, wie es schon seit 1678 zu beobachten war. Außerdem hielt der Pfarrer von Schupbach alljährlich in der Kapelle die Kirchweihpredigt. Der Schuldiener hielt 1769 zu Gaudernbach sonntags und im Winter dreimal in der Woche Betstunde. Seit 1406 hat Gaudernbach mit dem Kirchspiel Schupbach über viele Jahrhunderte unter der Herrschaft der Herren von Runkel gestanden, die 1462 als Erben auch die Grafschaft Wied übernahmen. Die Grafen, seit 1791 Fürsten von Wied-Runkel waren bis 1806 Landesherrn von Gaudernbach, das von 1806 bis 1813 zum Großherzogtum Berg gehörte. Vorübergehend kam es 1813 an Nassau-Oranien, bis es am 31.5.1815 an Preußen und am gleichen Tage an das Herzogtum Nassau abgetreten wurde. Es kehrte damit ins Amt Runkel zurück, das schon seitdem
17. Jahrhundert mancherlei Funktionen des alten Kirchspiels und Zehntgerichts Schupbach übernommen hatte. Wenigshausen muss unweit der Hüttenmühle nach dem Bechling zu gelegen haben, denn die heute noch bestehende Hüttenmühle gehörte in dieser Zeit zu dem Dörfchen. Der Gemarkungsname hieß zwar „Menzhäuser Graben“ doch das „W“ muss sich im Laufe der Zeit in das „M“ umgewandelt haben. Wenigshausen wird im 16. Jahrhundert verschwunden sein, denn eine Aufzeichnung aus dem Jahre 1526 zeigt uns, dass die Gemeinde Hasselbach und Gaudernbach gegeneinander um den Viehtrieb in der Gemeinde Wenigshausen stritten. Neben der Mühle von Wenigshausen wurde vor 1680 die Schupbacher Hütte errichtet, die gelegentlich auch als „Schmelzhütt“ 1680, „Schmelz“ 1705 und „Eisenhütt& 1699 bezeichnet wird. Einige der Schmelzer und Hüttenleute stammen, wie vielfach bei der früheren heimischen Eisenindustrie, aus Welschland, aus den wallonischen und lothringischen Industriegebieten. Die Eisenhütte wurde 1705 noch betrieben. Schon 1733 bewahrte nur noch, wie bis heute, der Name Hüttenmühle die Erinnerung an diesen frühen Industriebetrieb. Kurz vor 1605 wurden die Marmorvorkommen zu Schupbach und Arfurt und vor 1610 auch die von Villmar entdeckt. Ende des 17. Jahrhunderts erlebte die Verwendung des Lahnmarmors im Barock eine erste Blütezeit. Die Marmorvorkommen von Gaudernbach selbst sind in jener Zeit noch nicht abgebaut worden. Eine Schule für das Kirchspiel Schupbach ist zuerst Ende des 16. Jahrhunderts und 1616 bezeugt. Aber schon nach dem Dreißigjährigen Krieg entstand eine Filialschule zu Gaudernbach. Johannes Freitag, gewesener Senior zu Schupbach, der im Jahre 1682 starb, hatte das Jahr vor seinem Ende das „Schulampt“ mit Lob und Ehr zu Dernbach versehen. Zunächst besuchten auch die Kinder von Wirbelau bis um 1689 die Schule zu Gaudernbach. Die Schule befand sich 1734 und noch 1803 im Backhaus. Die Bestallung der Schuldiener in Gaudernbach war für damalige Begriffe ausreichend, so dass sich immer Bewerber für das „Schulampt“ fanden, denn es gab schlechtere Schulstellen im Lande. Der Lehrer betrieb neben der Schule meist noch ein Handwerk, wie 1760 der Schuldiener Spät das Schneiderhandwerk. Er besaß zudem selbst ein Haus und Hof und versäumte über seiner Landwirtschaft um 1760 sehr die Schule. So waren die Erfolge der Schule mehr als bescheiden. Der Unterricht beschränkte sich noch 1794 auf Buchstabieren, Lesen, Schreiben, Singen, Beten und Rechnen. Dennoch haben diese Lehrer, die bei ihrem Vater oder bei einem Lehrer im Nachbardorf das Schulehalten gelernt hatten, die bei bescheidener Entlohnung und unter wenig erfreulichen Bedingungen ihre Kenntnisse weitergaben, durchaus ihre Verdienste. Schrittweise, und nur unter Schwierigkeiten, hat sich aus den frühen, von der Gemeinde gegründeten Filialschule allmählich eine moderne Volksschule entwickelt, die aber nach dem Schuljahr 1982 geschlossen wurde. Als die Kirchenbücher von Schupbach 1678 einsetzten, wohnten etwa 20 bis 25 Familien in Gaudernbach. Einige Familiennamen sind damals mehrfach vertreten. So haben wir wohl in diesen Familien Bender, Bitz oder Betz, Heler oder Höler und Stoll Familien vor uns, die hier bereits die schwere Zeit des Dreißigjährigen Krieges überlebt haben. Ein Klageschreiben des Pfarrers Philipp Salbach aus Schupbach, der von 1633 bis 34 zweimal gänzlich ausgeplündert wurde, zeigt welche Nöte wohl auch die Gaudernbacher ertragen haben. Sie müssen ihre Zuflucht in der Kirche gesucht haben, allerdings vergeblich als im Frühjahr 1633 eine Bande von Plünderern aus dem Schwedischen Lager bei Diez in den Ort eindrang. Dem Peter Müller wurden bei diesem Raubzug drei, dem Michel
Jost zwei Pferde aus dem Stall gezerrt.
Neben jenen bereits genannten Familien erscheinen um 1678 auch die Familien Ebert, HeR, Keller, Kohl, Kratzheller, Müller, Schäfer, Schuphecker und Zahn, die wohl zum Teil auch bereits seit langem hier ansässig waren. Seit jener Zeit sind auch Zuwanderungen z.B. aus wallonischen Gebieten zu beobachten. Andere Familien stammen wohl aus Nachbarorten, wo ihre Namen teil- weise schon früher vorkommen. Manche von diesen Namen sind längst wieder ausgestorben und verschwunden. Einige dieser Familien sind durch die Jahrhunderte über gute und böse Zeiten hier ansässig geblieben.
Die Bevölkerung ist nur langsam angewachsen. Im Jahre 1734 zählte man hier 39 Gemeinsmänner, das heißt etwa Haushaltsvorstände, und 30 Schulkinder, 1769 sind es 36 Gemeinsleute und 1781 36 Schulkinder. Die Einwohnerzahlen 375 im Jahr 1823; 396 (1 824/25) 401 Einwohner und
102 Familien (1826/27) lassen zu Beginn der nassauischen Zeit eine recht kleine Dorfgemeinde erkennen. Der Bergbau, die Erschließung des Marmorvorkommens und der Ansiedlung von Industrie in jüngerer Zeit haben zusätzliche Lebensmöglichkeiten geschaffen.
Das Dorf lebt nach der Befreiung vom Joch der Leibeigenschaft auf. Ab 1830 wurden in Gaudernbach die ersten Eisengruben erschlossen. Der Bergbau in Gaudernbach hatte nur für kurze Zeit eine untergeordnete Bedeutung für die Ortsbewohner. Wenn auch von 1832 bis 1871 insgesamt 37 Eisenerzbergwerke beliehen worden sind, so haben von diesen nur acht mehr als 100 t Erz, von diesen wiederum nur fünf über 1000 t gefördert. Insgesamt wurden fast 50.000 Eisenerz gefördert. Der wichtigste Betrieb war das Eisenbergwerk Bodendell. Bis zur Schließung wurden dort fast 36.000 t Eisenerz gefördert. Dieses Bergwerk hatte ein Jahr vor seiner endgültigen Einstellung im Jahr 1908 mit 54 Bergleuten die höchste Belegschaft.
In dieser Zeit gingen fast noch alle „großen Bauern‘ täglich in das Bergwerk arbeiten. Denn der Ertrag der Äcker reichte nicht aus, die zum großen Teil vielköpfigen Familien zu ernähren. Reine Arbeiter, die gar kein Stückchen Land hatten, waren ebenfalls undenkbar.
Dass danach ein merklicher Aufschwung zu verzeichnen war, ersehen wir aus den rapid ansteigenden Einwohnerzahlen unseres Dorfes. Während die Zahl der Einwohner 1817 noch 370 Personen betrug, stieg sie bis 1845 auf 479 Personen. 1865 brachte den Höchststand der Bevölkerung mit 555 Menschen. Allerdings ging die Zahl der Einwohner bis 1910 allmählich auf 481 zurück. Damals standen in unserem Dorf einfache kleine Häuschen. Wohnhaus, Scheune und Stall befanden sich unter einem Dach. Im Jahre 1850 musste ein erschütterndes Ereignis überstanden werden. 36 Kinder ließen infolge einer Keuch- und Stickhustenepidemie ihr Leben. Von den Kriegen 1864, 1866 und 1870/71 hat unser kleines Dorf nicht viel zu spüren bekommen. Am Sonntag, den 3. Juni 1883 brach das Unheil eines großen Brandes über das Dorf. In der Kapelle, die damals noch am Rande des Dorfes stand, gab der Pfarrer dem Paare Wilhelm Geis und Luise Charlotte Schäfer den Segen. Durch Neugierde und den schönen Sonnenschein herausgelockt, waren soviel Menschen dem Paar zur Kirche gefolgt, dass diese die Leute nicht alle fassen konnte und ein Teil vor der Kirchentür stehen musste. Mitten in der Predigt brach ein Feuer aus den Reisern, die am Hause Braun, später Odenwald jetzt Friedrich, gestanden hatten, aus. Durch das Feuer wurden 68 Häuser zerstört.
So spurlos wie der Krieg 1870/71 an unserem Dorf vorübergegangen war, ging es leider 1914/18 nicht. Im 1. Weltkrieg sind 11 Männer gefallen. Das Kriegerdenkmal auf dem Küppel“, das 1921 eingeweiht wurde, erinnert uns heute noch an ihr Schicksal. Im Jahr 1921 kam das elektrische Licht auch nach Gaudernbach. Sonst sind aus der Zeit nach dem 1. Weltkrieg keine guten Ereignisse überliefert. Inflation und Arbeitslosigkeit trugen die Not in jedes Haus, die erst zu Beginn der dreißiger Jahre gelindert wurde. Am zweiten Ostertag 1934, musste die Feuerwehr, die jetzt eine Motorspritze hatte, die Probe ihres Könnens ablegen. Das Dach der Schule fing durch einen schadhaften Kamin Feuer. Nur durch das schnelle Eingreifen der Schupbacher, Hasselbacher und Gaudernbacher Feuerwehr konnte ein größerer Brand vermieden werden. Der Schaden wurde behoben, und die Schule bekam auch äußerlich einen neuen Anstrich.
Im Jahr 1900 begann der Marmorabbau in Gaudernbach. Zwischen dem 1. und 2. Weltkrieg erlebte der Lahnmarmor seine Blüte. Auch der Gaudernbacher Marmor war zu dieser Zeit sehr begehrt. So wurden etwa 200 m3 für den Innenausbau zum Empire State Building nach New York geliefert. In der Zeit vom 1. April bis 30. Juni 1940 wurden z. B. 209 Marmorblöcke (122 m3) zur weiteren Verarbeitung nach Nürnberg transportiert.
Der 2. Weltkrieg endete in Gaudernbach durch den Einmarsch der Amerikaner bereits am 27.
März 1945. Bald wurde durch die amerikanische Besatzung ein neuer Bürgermeister eingesetzt.
Es sollte wieder ein geordneter Ablauf in der Gemeinde hergestellt werden.
Menschen flüchteten vor der heranrückenden Sowjetarmee, andere wurden aus ihrer Heimat vertrieben. Bereits im Februar 1946 traf der erste Vertriebenentransport in Weilburg ein. Die Menschen kamen zunächst in Lagern (in Weilmünster oder Villmar) unter. Von dort wurden sie dann mit ihren wenigen Habseligkeiten auf die einzelnen Gemeinden verteilt. Nach den Richtlinien wurde jedem Haus pro 6 qm eine Person zugeteilt. Häufig wurden Familien auf verschiedene Häuser verteilt. Hausrat, Geschirr und Möbel mussten mit den Einheimischen geteilt oder erst beschafft werden. Im Jahr 1950 bei einer Volkszählung wurden 190 Flüchtlinge, Vertriebene oder Evakuierte gezählt. Das entsprach einem Bevölkerungsanfeil von fast 30%. Am 30. und 31.10.1946 fand die erste Volkszählung nach dem 2. Weltkrieg statt. Dabei wurden 170 Haushalte und 657 Einwohner gezählt.
Von der Bevölkerung waren 298 männlich und 359 weiblichen Geschlechts. Die durch die letzten
Jahre in Mitleidenschaft gezogenen Straßen konnten 1948 kanalisiert und asphaltiert werden; die
Brücke wurde beseitigt.
1950 stellte der Sportverein an die Gemeinde den Antrag zum Bau einer Volkshalle. Der damalige Vorsitzende des TuS, Johann Sanders, hat maßgeblichen Anteil daran, dass die Volkshalle am
1. Mai 1953 ihrer Bestimmung übergeben werden konnte. Die Friedhofshalle wurde am Volkstrauertag 1961 zusammen mit dem Ehrenmal ihrer Bestimmung übergeben.
Häuser im alten Ortskern wurden abgerissen, um Platz für Bushaltestellen oder für die Durchgangsstraße zu schaffen.
Im Höhlersbach, Am Steinacker oder Auf dem Rotlauf entstanden Neubaugebiete. Unser Dorf wurde so größer und die Einwohnerzahl stieg an.
Als es mit der Wirtschaft aufwärts ging, erweiterte die Fa. Krill ihre Produktionsstätten. Die Radiogehäusefabrik war bis Mitte der 60er Jahre der größte Arbeitgeber im Oberlahnkreis. Hier fanden zeitweise mehr als 600 Frauen und Männer Arbeit.
Das Firmengelände wurde später veräußert. Jetzt befindet sich dort ein Unternehmen, das Gegenstände zur Brandbekämpfung fertigt.
Aber auch die hier ansässigen Baufirmen wurden größer und suchten neue Mitarbeiter. So kamen die ersten Menschen aus Italien oder Spanien als Gastarbeiter. Später waren es Türken. Zuerst kamen nur die Männer, nach einigen Jahren zogen die Frauen und Familien nach. Der Ausländeranteil lag teilweise über 12%. Im Jahr 1975 wurde das evangelische Gemeindehaus fertiggestellt. Der Bau des Hauses, mit dem 1974 begonnen wurde, war ein besonderes Anliegen des Kirchenvorstandsmitgliedes Wilhelm Schütz. Er hat uneigennützig die Arbeiten organisiert und gefördert. Die Eigenleistungen wurden mit 20.000 DM beziffert. Die Gesamtkosten des in Fertigbauweise mit 80 Sitzplätzen errichteten Gebäudes betrugen etwa 200.000 DM. Mit einem umfangreichen sportlichen Programm wurde an Pfingsten 1980 die neue Sportanlage an den Sportverein übergeben. Die Stadt Weilburg investierte 374.000 DM. Bereits zwei Jahre zuvor wurde durch den TuS Gaudernbach mit Zuschüssen des Hessischen Fußballverbandes, des Landes Hessen und der Stadt Weilburg ein Vereinsheim errichtet. Der Sportverein hatte viele Helfer, denn die Vereinsmitglieder leisteten 4.500 freiwillige Arbeitsstunden.
Im Jahr 1980 wurden der Umbau und die Erweiterung der Volkshalle zu einem modernen Bürgerhaus beschlossen. An einem ldeenwettbewerb nahmen 4 Architekten teil. Der Umbau sollte 600.000 DM kosten.
Im Juni 1984 brach in der der Heizungsanlage ein Feuer aus, dadurch wurde auch die Bühne erheblich beschädigt. Der Schaden wurde auf etwa 50.000 DM beziffert. Nach der Heizungsreparatur und einer provisorischen Renovierung der Innenwände und der Bühne konnte die Halle bis zum Umbau wieder genutzt werden. Das umgebaute Bürgerhaus wurde 1988 mit einer Feier seiner Bestimmung übergeben. Am 30. April 2003 wurde das 50-jährige Bestehen der „Volkshalle“ gefeiert. Die Veranstaltung wurde vom Ortsbeirat und den Ortsvereinen durchgeführt Das Bürgerhaus wird nun seit über 50 Jahren zu allen größeren Veranstaltungen genutzt. Es stellt seit dieser Zeit den Mittelpunkt des dörflichen Lebens in Gaudernbach dar.
Im Sommer 1996 wurde die Friedhofshalle für fast 100.000 DM umgebaut. Zwei Jahre später wurde im Innenraum ein Holzkreuz angebracht. Für die Erneuerung des Fensters standen keine finanziellen Mittel mehr zur Verfügung. Deshalb hat sich der Ortsbeirat entschlossen, die Finanzierung durch Spenden zu gewährleisten. Der Weilburger Grafiker Dieter Boger hat seinen Entwurf kostenlos zur Verfügung gestellt. Von den Kosten in Höhe von 26.000 DM wurden mehr als 19.000 DM durch die Einwohner und Unternehmen gespendet.
Das alte Backhaus wurde 1957 zu einer Gefrieranlage umgebaut. Nachdem die Anlage reparaturbedürftig wurde und auch in vielen Haushalten bereits Gefriertruhen vorhanden waren, stand das Gebäude viele Jahre leer, bzw. es wurde als Lagerraum des Karnevalsvereines genutzt. Seit April 1998 befindet sich die Zweigstelle Gaudernbach der Kreissparkasse in diesem Gebäude. In den vergangenen Jahren wurden zwei Baugebiete und ein Gewerbegebiet erschlossen. Etwa 30 Bauwillige konnten ihren Traum vom eigenen Haus verwirklichen. Die Anzahl der Einwohneg zeitweise auf über 900 an.
Die meisten ortsansässigen Firmen konnten ihre Betriebsstätten erweitern, um für zukünftige Aufgaben gerüstet zu sein.
„Die Errungenschaften der Technik gestalteten unser Dorf dann so schnell um, wie es Jahrhunderte vorher nicht tun konnten. Aus dem Bauerndorf wurde ein Industriedorf, das alle Aufund Abwärtsbewegungen der Wirtschaft bis heute ertragen hat. Die Frauen und Männer, die zur Leitung des Dorfes berufen wurden, hatten wahrhaftig nicht immer leichte Arbeit — und so ist es bis heute geblieben‘.